Projektbeschrieb
Gesamtbaukosten: 103 Mio
Nach Plänen des Architekten Hans Wilhelm Auer erbaut, wurde das Parlamentsgebäude 1902 eröffnet. Unterdessen ist es innen wie aussen in die Jahre gekommen. Immer knapper werdende Raumverhältnisse, eine veraltete Betriebsinfrastruktur, eine ungenügende Erschliessung, eine notwendige Reduzierung der Betriebs- und Energiekosten und nicht zuletzt die Auslagerung der Medien ins neue Medienhaus veranlasste die Eidgenössischen Räte im Jahr 2006 einen Umbaukredit von 83 Mio. Franken zu beschliessen. Ziel der Erneuerung ist, modernste Technik ins Parlamentsgebäude zu bringen und trotzdem möglichst nahe zurück ans Original zu kommen.
Entsprechend vielfältig sind die Zielsetzungen des Umbaus: Zusätzliche, bedarfsgerechte Arbeitsplätze für die Parlamentarier, neue Fraktionsbüros, Sitzungszimmer mit modernster Konferenz- und Präsentationstechnik und ein neuer Konferenzsaal mit Dolmetscherkabinen sollen ein zeitgemässes Arbeitsumfeld schaffen. Der Einbau neuer Lifte und Treppen verbessert die vertikale Erschliessung und macht sie behindertengerecht. Mit dem neuen repräsentativen Besucherzugang werden die jährlich 100`000 Besucher und Besucherinnen empfangen. Den heute erforderlichen hohen Sicherheitsanforderungen wird durch die Ausbildung von Brandabschnitten, die Notbeleuchtung, neue Fluchtwege sowie einer neuen Zutrittskontrolle Rechnung getragen. Einen weiteren zentralen Aspekt bilden die erhöhten Anforderungen an die Erdbebensicherheit.
Zudem erhält das Parlamentsgebäude eine umfassende Aussen- und Innensanierung unter sorgsamer Rückführung, Restauration und Erneuerung des vorhandenen Kulturgutes.
Das komplexe Bauvorhaben ist in vier Teilobjekte gegliedert:
- Umnutzung 3. OG für Fraktionen
- Sanierung Kuppelhalle
- Verbesserung Vertikalerschliessungen
- Neuer Besuchereingang
Neuer Besuchereingang
Der wohl eindrücklichste bauliche Eingriff erfolgt unter dem Nationalratssaal. Südlich des Parlamentsgebäudes auf der Ebene der Bundesterrasse entsteht der neue Besuchereingang. Dazu wurde der Nationalratssaal zuerst durch ein provisorisches Lehrgerüst abgefangen, danach ein Grube von 24 m Breite, 18 m Länge und 15 m Tiefe ausgehoben bzw. ausgebrochen. Anschliessend wurden zwei Geschosse für die Haustechnik und die Informatikzentrale und darüber als «pièce de résistance» der neue Besucherzugang eingebaut, ein Skelettbau in Weissbeton mit seitlich zwei freigeschwungenen Stahltreppen um die Besucherströme aufzunehmen. Über dem Besucherzugang entstehen Arbeitsplätze für die Parlamentarier sowie eine Küche / Catering um für das leibliche Wohl der Räte zu sorgen. Die oberste Decke ist eine Stahlkonstruktion auf der nach dem Ausbau des Lehrgerüsts der Boden des Nationalratsaals abgestützt wird. Erschwerend beim Eingriff waren die umfangreichen Sicherungsmassnahmen, insbesondere um allfällige Schäden am darüberliegenden Nationalratssaal zu vermeiden und das Abhalten der während dem Umbau stattfindenden Sessionen zu gewährleisten.
Instandsetzung Kuppeln und Kuppelhalle
Kuppeln
Die originale Dachhaut der Haupt- und Nebenkuppeln ist nach etwas mehr als hundert Jahren in erstaunlich gutem Zustand. Es gibt einzelne undichte Stellen und einige Ornamente sind an den Lötstellen gebrochen. Diese werden instandgesetzt, restauriert und fehlende Stücke neu hergestellt. Einzig die Nebenkuppel Ost weist in der Folge von Schwefelemissionen aus einem in einer Ecke hoch geführten Heizungskamin grössere Schäden auf. Diese Kuppel muss zu einem Grossteil neu eingedeckt werden. Dazu werden vorpatinierte Kupferbleche verwendet, welche farblich dem heutigen Zustand angepasst sind, so dass das heutige Erscheinungsbild des Gebäudes mit drei grünen Kuppeln erhalten bleibt. Zudem werden Teile neu mit Blattgold verziert.
Kuppelhalle
In der Kuppelhalle wird, obschon alles von Gerüstbauten verstellt ist, nur wenig gebaut. Nötig sind die Gerüste zur Reinigung der Sandsteinwände, Säulen und Ballustraden. Diese werden von Hand mit einem nassen Schwamm heruntergewaschen ganz nach dem Motto «in altem Glanz erstrahlen».
Verbesserung der Vertikalerschliessungen
Eine weitere Herausforderung an alle Beteiligten stellten die Vertikalerschliessungen, insbesondere die beiden neuen Rundglaslifte in den nördlichen Kuppelpfeilern. Diese wurden im Zentrum der Natursteinspindeltreppen eingebaut. Die ursprünglich auf der Spindel aufgelagerten zurückgeschnittenen Stufen sind neu, wie auch die Verglasung der Lifte, an Stahlbändern im Gewölbe der Kuppelpfeiler aufgehängt.
Eine komplett neue Vertikalerschliessung von den Untergeschossen bis ins oberste Geschoss sind zwei neue Schachtlifte ost- und westseitig des Nationalratssaals. Diese verbinden auch den Besucherzugang mit der Besuchertribüne im Nationalratssaal. Die Schächte bestanden seit Jahren und waren ursprünglich für die Belüftung des Gebäudes konzipiert worden.
Umnutzung 3.Obergeschoss für Fraktionen
Durch die Auslagerung der Radio- und Fernsehstudios in das neu eröffnete Medienhaus vis-à-vis des Parlamentsgebäudes entschloss man sich das 3.Obergeschoss einer umfassenden Sanierung und Umnutzung zu unterziehen. Auf der Seite Bundesplatz über dem Ständeratsaal ensteht als grösster Raum - nebst den beiden Ratssälen - ein neuer Konferenzsaal mit 80 Sitzplätzen, versehen mit moderner Infrastruktur und Dolmetscherkabinen. Dies erforderte einen massiven Rückbau der bestehenden Betonstruktur des Fernsehstudios aus den 1960er Jahren bei gleichzeitiger aufwendiger Sicherung der Hauptfassade zum Bundesplatz sowie den Schutz der historischen Substanz insbesondere des darunterliegenden Ständeratssaal. Neu wurden für den Boden 13 m lange Stahlträger eingezogen mit daraufliegender Blechverbunddecke. Das neue Dach ist eine Satteldachkontruktion aus Stahlträgern, ausgefacht mit Glas. Damit entsteht ein beeindruckender Konferenzsaal mit einer maximalen Höhe von 4.5 m, 16 m Länge und 13 m Breite.
Im Halbrund auf der Südseite rund um die grosse Kuppel des Bundeshauses werden mehr als 100 Arbeitsplätze sowie zahlreiche Sitzungszimmer und Fraktionsbüros für die Parlamentarier eingebaut. Besonders eindruckvoll sind die neuen Glasoblichter welche einen Ausblick auf die mächtigen Dachfiguren und die markante Hauptkuppel gewähren.